Feuerwehrverein auf Reisen
Am 10. September 2022 traf sich frühmorgens eine 28-köpfige, gut gelaunte Gruppe aktiver und inaktiver Feuerwehrleute teilweise mit deren Begleitungen bei der Rietzelghalle zur Feuerwehrreise.
Eine Feuerwehrreise wäre keine Feuerwehrreise ohne ein wenig Feuerwehr. So führte der erste Halt des Überraschungsprogramms, von Sonja und Beni Wild gemeinsam mit Madeleine und Patrick Nater organisiert, zur Berufsfeuerwehr Winterthur. Zwei diensthabende Feuerwehrmänner der total 42 Feuerwehrleute führten uns durch ihre Räumlichkeiten, in denen sie während ihren 24-Stunden-Schichten arbeiten, essen und nachts schlafen. Danach haben sie für 48 Stunden frei. Die Mannschaft ist in drei Dienstgruppen à 14 Personen aufgeteilt. Dabei müssen pro Schichttag 12 Personen einer Dienstgruppe auf Platz sein für Standardeinsätze, bei Feuer erfolgt Unterstützung durch die freiwillige Feuerwehr.
Alarmiert wird die interne im Depot angesiedelte Feuerwehrzentrale grundsätzlich von der Zentrale am Flughafen Zürich. Die interne Zentrale verfügt über stets aktuelle Karten der Stadt Winterthur: von jeder Strasse mit allen Gebäuden und Wohnungen, wo Einfahrtmöglichkeiten bestehen, ob es Oberflur- oder Unterflurhydranten hat, wo Gasleitungen durchgehen usw. Zusätzlich werden Baustellen farblich markiert. Vor jedem Einsatz hat der «Zentralist» gerade einmal 30 Sekunden Zeit für Suche und Ausgabe des benötigten Planes an den Einsatzleiter. Zusätzlich wird jedoch auch alles auf ein Tablet gesendet. Bei Grosseinsätzen kommuniziert das Einsatzleitfahrzeug sowohl mit der internen Zentrale als parallel dazu auch mit jener am Flughafen.
Die Berufsfeuerwehr ist in der Stadt Winterthur «First Responder» und wartet, bis die Sanität eintrifft. Gleichzeitig ist sie auch Feuerwehrstützpunkt. Beim Ausrücken geht zuerst die Berufsfeuerwehr, dann der Stützpunkt und schliesslich die Ortsfeuerwehr raus. Bei Brandmeldung muss die Mannschaft in 60 Sekunden bereit sein zum Ausrücken, während der Schlafenszeit in 90 Sekunden. Geschlafen wird von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Durch die Aufteilung in mehrere Dienstgruppen steht nachts allen Diensthabenden ein eigenes der zwölf 3er- und 4er-Schlafzimmer zur Verfügung. Die Badezimmer werden geteilt und sind jeweils von 2 Zimmern aus zugänglich.
Weiter hat es im 22-jährigen Gebäude bspw. auch einen Aufenthaltsraum, ein Gamezimmer und eine schöne grosse Küche, welche aber nur selten zum Kochen benutzt wird. Das Essen wird von den umliegenden Altersheimgrossküchen zubereitet und angeliefert. Im Keller befinden sich ein grosses Lager nach dem «schwarz-weiss-Konzept» geordnet sowie Fahrzeuge, die nicht so häufig verwendet werden.
Solange kein Alarm zum Ausrücken besteht, beschäftigen sich die Feuerwehrleute während eines Schichttages morgens mit einer Stunde Sport, Maschinistentraining, zwei Stunden interner Ausbildung und nachmittags mit Werkstattarbeiten in der eigenen Malerei, Schlosserei, im Atemschutz und der Wäscherei. In Letzterer wird nebst Einsatzkleidung auch der für Chemieeinsätze benötigte Spezialanzug gereinigt, der einem Astronautenanzug gleicht. Dieser kommt nur bei der Berufsfeuerwehr und dem Stützpunkt zum Einsatz.
Die Maskenreinigung der Atemschutzgeräte erfolgt mittels einer Maschine, der Rest der Atemschutzausrüstung wird händisch geputzt. Das Retablieren der Atemschutzgeräte machen Berufsfeuerwehr, Stützpunkt und Ortsfeuerwehr jeweils selbst.
Die Atemschutzwerkstatt fungiert auch als Kompetenzzentrum für Gebäudesicherung des ganzen Kantons Zürich, es werden u.a. Druckprüfungen von Feuerlöschern durchgeführt. Das Wissen hierfür wird für die Verantwortlichen alle 3 Jahre beim Hersteller mittels Ausbildung aufgefrischt.
Die Ausbildung für die Berufsfeuerwehr selbst erfolgt an der höheren Fachschule in Wiesendangen, wo auch Angehörige der Polizei und Sanität ihre Ausbildung absolvieren. Bis zum Ausweis dauert es 18 Monate inkl. Praktikum bei der Berufsfeuerwehr. Nach Abschluss folgen weitere 18 Monate interne Ausbildung, bis man alle Fahrzeuge, Abläufe usw. kennt.
Das Highlight der Gebäudeführung war am Schwärmen vieler Egnacher Feuerwehrleute unverkennbar: die riesige Depothalle mit der grossen Fahrzeugflotte. Deren 40 an der Zahl beinhaltet sie u.a. Einsatzleitfahrzeuge, Tanklöschfahrzeuge, ABC-Wehr mit Vollschutz und Duschen, 30-Meter-Drehleiter, Sprungretter auf einem separaten Fahrzeug, Schwerlastheber für bis zu 40 Tonnen Last, Hubretter mit fixer Wasserleitung und Pumpe, Wasserwerfer mit 60 m Reichweite, Grosslüfter, Logistikfahrzeuge für grössere und lange Einsätze mit Duschen, WC und Atemschutzretablierung, Schlauchanhänger mit 600 m Schlauch und seit kurzem sogar einen Waldbrandanhänger, der glücklicherweise allerdings noch nie im zum Einsatz kam. Die Reinigung und das Betanken all dieser Fahrzeuge steht jeweils samstags auf dem Tagesprogramm.
Gesättigt von diesen vielen, spannenden Informationen und Eindrücken schossen wir vor dem Depot noch ein Gruppenfoto als Erinnerung und stiegen dann, gespannt auf den nächsten Programmpunkt, wieder in den Car.
Der Weg führte weiter ins Zürcher Weinland nach Stammheim, wo die Besichtigung der sehenswerten, familienbetriebenen Kleinbrauerei «Hopfentropen» samt Hopfenlehrpfad auf uns wartete. Christoph Reutimann gab sein Fachwissen als ausgebildeter Biersommelier vom Wachstum über Ernte bis hin zur Verarbeitung des Hopfens zu platzsparenden Pellets mit viel Witz und Charme zum Besten. Als einer der nur gerade acht Schweizer Hopfenproduzenten beliefert «Hopfentropen» vorwiegend Schweizer Kleinbrauereien.
Um den Rahmen dieses Berichts nicht weiter zu sprengen, wird hier auf die Details der sehr aufschlussreichen und unterhaltsamen Führung verzichtet. Wer nicht dabei sein konnte: Ein Ausflug nach Stammheim lohnt sich!
Frisch gestärkt vom schmackhaften Mittagessen und der Degustation einiger Hopfentropfen-Spezialitäten starteten wir am Nachmittag in die «Bier-Olümp-iade». Aufgeteilt in vier Gruppen massen wir uns gegenseitig anfeuernd, mit viel Gelächter und zwischenzeitlichem Bierzapfen im Stiefelwerfen, Bierhumpenstemmen und -Curling.
Danach war am späten Nachmittag manch einer etwas müde und deswegen froh, sich während der Fahrt, bei der uns Patrick Nater über den Ricken, dem Walensee entlang bis nach Oberterzen chauffierte, etwas ausruhen zu können. Im Hotel Knobelboden eingecheckt gönnten wir uns ein wohlverdientes Abendessen und liessen in geselliger, ausgelassener Stimmung den ereignisreichen Tag ausklingen. Einige hatten Sitzleder und jassten bis tief in die Nacht.
Dem Sonntag entsprechend war der Tag der Gemütlichkeit gewidmet. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es mit der Gondelbahn in die Höhe auf den Flumserberg bis zur Station «Chrüz». Quer über eine Alpweide, vorbei an ohrenbetäubendem Glockengebimmel der Rinder, liefen wir die paar Meter hinunter zum Restaurant. Nach einem regnerischen, wolkenverhangenen Tagesstart konnten wir zuschauen, wie sich der morgendliche Bergnebel während unserer Znünipause allmählich verzog. Einige genossen danach den Abstieg zurück zum «Tannenboden» zu Fuss, die anderen sausten mit der FLOOMZER-Rodelbahn den Hang hinunter. Die Sonne geniessend assen wir auf der Terrasse des Restaurants Mosleralp gemütlich zu Mittag und machten uns Mitte Nachmittag mit wunderschöner Aussicht auf den Heimweg.
Im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer gilt mein Dank den Naters und Wilds für das Planen und Organisieren des abwechslungsreichen Programms und besonders auch Patrick Nater für das sichere Chauffieren während beider Tage.
Wir freuen uns auf die nächste Feuerwehrreise!
Joëlle Löpfe